Trauernde, die einen Nahestehenden verloren haben, erkranken deutlich häufiger an Herzkrankheiten – die entsprechenden Hintergründe wurden nun von Ärzten an der Sydney Medical School und der Faculty of Nursery and Midwifery der Universität Sydney untersucht. Bisher wurden die Gründe für das erhöhte Erkrankungsrisiko im akuten Stress der Betroffenen gesehen, die weiteren Zusammenhänge blieben jedoch weitgehend unklar. Die Studienteilnehmer litten quer durch alle Altersgruppen an Ängsten, Depressionen, Zornsymptomen, erhöhten Stresshormon-Werten sowie an verringertem Schlaf und Appetit, daneben wurden Zunahmen des Blutdrucks und der Herzfrequenz festgestellt. Verändert waren auch die Immunantworten sowie die Blutgerinnung. All diese Veränderungen finden sich auch bei Menschen, welche vor einem Herzinfarkt stehen.
Erste deutliche Verbesserungen der Symptomatik konnten durch Informationen über die genaue Todesursache des Verstorbenen erreicht werden. Weiters stelle die bewußte psychische Aufarbeitung eines Todesfalles eine wesentliche Voraussetzung zur Vermeidung eigener gesundheitlicher Folgen dar. Je früher diese beginne, desto besser, so die Studienleiter, welche darauf hinweisen, daß es in der traditionellen Medizin der meisten Völker – im Unterschied zum wesetlichen Kulturkreis – eine intensive Auseinandersetzung nach dem Verlust eines Familienangehörigen gibt. “Auch bei uns wäre dies dringend zu empfehlen. An wen man sich hier wendet, ob es sich um eine Selbsthilfegruppe, einen Psychologen oder Psychotherapeuten handelt, ist egal, solange es dabei unterstützt, das Thema aufzuarbeiten”, meint Lehner.